IRONMAN Maastricht - Ein weiteres Mal über die Langdistanz gekämpft!

von Patrick Kolei Kommentare Rückblick

Als ich mit viel zu vielen Kilos auf den Rippen und vollkommen unfit durch die Welt trottete, war an einer Teilnahme bei einem Ironman sicherlich nicht zu denken. Als ich damals wieder ins Lauftraining einstieg, meinen ersten Halbmarathon und danach Marathon absolviert hatte, wuchs der Lebenstraum von einem Finish bei diesem Highlight von Jahr zu Jahr an mir. Diesen erfüllte ich mir bereits mit dem ersten Start 2016 bei der Challenge Roth. Doch damals spürte ich bereits, genau das ist mein Ding und da geht mehr. Da ist mehr drin und es sollte nicht bei diesem einen Start bleiben. Auch wenn ich das Angebot 2017 von Bert für den Transalpine Run nicht ausschlagen konnte, im Jahr 2018 kehrte ich wieder zurück zum Triathlon und dabei stand auch mein besonderes Highlight IRONMAN Maastricht auf dem Programm. Diesen absolvierte ich nun am letzten Wochenende und ich möchte euch in diesem Rückblick daran teilhaben lassen.

Vorbereitung

Aus meiner ersten Langdistanz konnte ich damals viele Erfahrungen sammeln, die ich in diesem Jahr in meine Vorbereitung und mein Training einfließen lassen wollte. Eine davon war, nicht in eine Frühform zu sein, nicht zu viele Wettkämpfe in der ersten Jahreshälfte zu absolvieren, das reine Lauftraining mehr zu fokussieren und vor allem auch, nicht zwei Wochen vor dem Wettkampf mit einem Hustenreiz die Vorbereitung zu versauen. Aus diesem Grund startete ich recht spät ins Grundlagentraining und musste so mal wieder die paar Kilos zu viel aus dem Winter am Körper ertragen. Ich plante mir ein paar Halbmarathons ein und kam recht gut aus den Startlöchern. Wenn es darauf zählte, konnte ich mich schon immer sehr fokussieren und disziplinieren. Ich versuchte auch recht früh auf allen drei Disziplinen einen ordentlichen Rhythmus zu finden, was mal besser, mal schlechter funktionierte.

Als Vorbereitung stand auch der Ironman 70.3 St. Pölten auf dem Programm. Welcher eigentlich ein guter letzter Härtetest und eine Formkurve zeigen sollte. Wer meinen Bericht dazu gelesen hat wird wissen, ich kam dabei ins Ziel. Doch als ich die Bilder dazu sah, war ich einfach unglaublich entsetzt und über mich selber auch etwas enttäuscht. Ich hatte immer noch viel zu viel auf den Rippen, was ich in den letzten Wochen vor dem 70.3 Wettkampf nicht wirklich weg bekommen hatte. Hier galt es nun, die Zügel um einiges anzuziehen und meine Ernährung weiter zu optimieren. Auch als Staffelschwimmer bei der Challenge Roth konnte ich hier noch keine Verbesserung erzielen, auch wenn ich am Ende mit meiner Schwimmzeit zufrieden sein konnte. Doch einen wirklichen Gradmesser für den Ironman konnte mir dieses bei weitem noch nicht geben, auch wenn dieses für diesen Zeitpunkt eingeplant gewesen wäre.

Meine Trainingseinheiten wurden verschäft, mein Countdownplan startete und ich hatte noch acht Wochen bis zum Start. Ich wollte ankommen, ich wollte nicht mehr leiden als nötig und ich wollte mich verbessern. Das waren meine groben Ziele, mehr Druck wollte ich mir einfach auch selber nicht machen. Ich bemerkte allerdings schnell, dass ich nun wesentlich besser in Form kam, was sich auch auf meine Zeiten auf dem Bike und Laufen auswirkte. Es wurde schneller, es wurde besser. Das Schwimmen wollte ich in diesem Jahr etwas zurückschrauben und gerade bei den langen Einheiten immer jeweils koppeln, um die Härte in den Körper zu bekommen. Auch die 35 Kilometer Läufe waren dieses mal ein fester Bestandteil, ich empfand das als wichtig, war ich doch beim Marathon in Roth komplett eingegangen. Das sollte aber doch gerade als Läufer meine Stärke sein ...

Ich konnte mein Training bis zur letzten Tapering-Woche komplett durchziehen, gerade auch die sehr langen Einheiten wurden alle absolviert. Ich blieb gesund, auch in der letzten Woche. Ich war extrem diszipliniert und die Zeiten stimmten mich mehr als optimistisch, auch in Maastricht mein Ziel zu erreichen. Im Kopf legte ich mir einen Plan zurecht, wollte ich mich dieses Mal im Wasser und auf dem Rennrad eher ein weniger "schonen", um dann im Marathon meine Leistung abrufen zu können. Hier konnte ich, so meine Gedanken, doch eher zeitlich eine Verbesserung gegenüber Roth rausholen. Selbst wenn ich 5 Minuten beim Schwimmen und 15 Minuten auf dem Bike verlieren würde, beim Marathon waren mehr als 45 Minuten drin, wenn ich es richtig anstellen würde.

Anreise / Unterkunft / Unterstützung
Mit den guten Erfahrungen aus dem letzten Jahr, entschied ich mich auch dieses Mal wieder für eine Unterkunft über Airbnb und wurde belohnt. Wenige Meter vom Hauptbahnhof und damit nur 8-10 Minuten Fußweg zur Ironman-Arena bzw. Schwimmstart. Auch die Unterkunft selber war sehr sauber und durch die Gastfreundschaft der Besitzerrin Jose, fülte ich mich auch direkt wie zu Hause. Das war alles einfach optimal! Aufgrund der frühen Wettkampfbesprechung, entschied ich mich auch wieder für eine frühe Anreise. Am Freitag 03. August rollten die Räder daher bereits um 06:15 Uhr Richtung Maastricht. Dort erwartet mich auch bereits der erste Teil meines unglaublichen Supportteams: Meine Eltern! Wie wichtig diese Unterstützung für mich war, sollte sich natürlich auch wieder während dem Rennen zeigen. Ich hatte das Glück bereits in den letzten Jahren, als ich an der Strecke, egal ob Triathlon oder Marathon, nochmal einen Push bekam und mich immer wieder freute, wenn ich Sie bereits aus der Entfernung jubeln und anfeuern sah. Mental ungemein wichtig!

Am selben Abend reiste dann auch noch meine Schwester an, welche sich meinen zweiten Start bei einem Ironman dieses Mal nicht entgehen lassen wollte. Sie begleitete mich bereits beim München Marathon und wusste also, worauf es ankam und was auch der Support an der Strecke für mich bedeutete. Viel von Punkt A nach B Laufen, viel warten und vor allem immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, damit man für knapp 5-10 Sekunden motivieren konnte. Ich bin immer selbst auch erledigt, wenn ich an der Strecke zum anfeuern anwesend bin und bin immer wieder mehr als dankbar, wenn sich gerade meine Familie an diesem Tag für mich den heißen Bedingungen aussetzt, um diesen Tag mit mir zu erleben. Sie kümmerten sich bereits die beiden Tage vorher und natürlich auch am Renntag selber bestens um mich, sodass ich mich in Ruhe auf den Tag konzentrieren konnte. Die Aussichten für einen perfekten Wettkampf waren also mehr als toll.

Am Samstag standen neben einem Messebesuch, gutem Essen auch noch zwei kleine Trainingseinheiten auf dem Plan. Morgens gingen wir zum offiziellen Schwimmen. Denn für uns Athleten war die Maas an diesem Morgen von 09:00 - 10:30 Uhr zum "einschwimmen" geöffnet. Dieses nutzen auch viele Teilnehmer, um nochmal ein Gefühl für die Strecke zu bekommen und auch die Wassertemperatur zu testen. Viele, wie auch ich selber, gingen bereits ohne Neo ins Wasser. Uns allen war zu diesem Zeitpunkt auch bereits klar, dass es am Wettkampftag heißen würde: "Schwimmen findet ohne Neo statt", denn es war sehr warm und über 26 Grad Celsius einfach laut Regel nahezu ausgeschlossen. Wo sollte auch die Kühlung des Wassers über Nacht herkommen? Das "Einschwimmen" lief indes prima und ich hatte ein gutes Wassergefühl. Die Sicht nach vorne und auch seitlich, waren für die Orientierung allerdings etwas schwieriger. Immer wieder der Wechsel von Sonne und Schatten, sollten das alles nicht leichter machen. Ich wusste allerdings, dass ich mir wieder eine gute Linie suchen würde, damit ich mich an anderen Schwimmern orientieren könnte.

Nachdem ich das Schwimmen absolviert hatte, schnürte ich auch nochmal kurz die Laufschuhe. Traditionell lief ich wieder meine 5 Kilometer am Tag vor dem Wettkampf, damit mein "Motor" gestartet werden würde, wie ich es immer gerne nenne. Auch hier konnte ich, trotz der bereits heftigen Temperaturen, meine Zeiten problemlos erreichen. Pyramidenlauf: 05:45, 05:30, 05:15, 05:00, 04:45 min/km. Abgeschlossen. Nichts geht mehr. Die letzten beiden Trainingseinheiten waren im Sack und alles weitere würde jetzt auch nichts mehr bringen. Mit diesem gutem Gefühl wollte ich nun auch früh ins Bett, damit ich mit einer guten Tagesform mein Ziel erreichen würde. Allerdings nicht, bevor wir noch eine leckere Pizza gegessen hatten. Um 20:15 Uhr lag ich an diesem Samstagabend im Bett, denn um 04:15 Uhr würde der Wecker klingeln ...

3,8 km Swim

Der übliche Wettkampfmorgen. Meine chronische Unlust, jetzt Sport machen zu müssen. Typisch für mich an einem Wettkampfmorgen. Dennoch packte ich meine bereits vorbereiteten Sachen und machte mich alleine auf den Weg zur Wechselzone, in welcher ich jetzt meine Beutel für den Wechsel Schwimmen > Radfahren und Radfahren > Laufen entsprechend vorbereitete. Das geht mittlerweile vollkommen automatisch, denn die Handgriffe sitzen und man muss nicht mehr viel überlegen. Die Zeit scheint allerdings kaum vorbei zu gehen und im Kopf hat man bereits viele Gedanken über das Rennen. Was könnte heute schief laufen? Wie werde ich mich fühlen? Wir mein Rad gut laufen oder habe ich eventuell einen Platten? Die Beutel fahren fertig, die Verpflegung entweder in den Beuteln oder am Rad befestigt. Langsam wurde es Zeit, mich zum Schwimmstart auf der anderen Seite zu machen. Lange hatte ich mich mit dem Streckenverlauf auseinander gesetzt, um diesen dann nach dem Startschuss direkt abrufen und abspulen zu können.

Mittlerweile waren auf der Brücke über dem Schwimmbereich bereits viele Bekannte und die Familien versammelt und machten jetzt schon ordentlich Stimmung. Ein DJ legte auf und animierte alle, die Sportler lautstark zu unterstützen. Auch meine Familie war nun auf den Beinen und versuchte mich noch etwas zu motivieren. Ich war allerdings bereits schon in meinem Tunnel und konzentrierte mich darauf, nun alles zu geben. Meine Badekappe und Schwimmbrille in der Hand, stand ich am Steg. Nur noch wenige Minuten, das Kribbeln und die Aufregung waren nun spürbar. Das Gefühl mag ich gerne, denn ich weiß, dass diese sofort nach dem Schuss und den ersten Schwimmzügen vergessen ist.

Nach dem Sprung ins Wasser war dieses auch dieses Mal der Fall. Zack, es geht los. Was für ein unglaubliches Gefühl, jetzt wieder dabei zu sein. Ich starte wieder bei einem IRONMAN auf der Langdistanz, dieser Gedanke war einer der ersten, die ich im Wasser hatte. Ein bisschen Stolz war da auch dabei. Nun galt es allerdings, mich auf das Schwimmen und die anderen zu fokussieren. Ich versuchte direkt die ersten Bojen zu sichten und eine gerade Linie dort hin zu finden. Viele zog es direkt nach rechts, sehr weit nach außen. Ich bliebe eher mittig und wollte nun eher meinen eigenen Rhythmus finden. Immer wieder begnetet man anderen, mal näher, dann wieder weiter weg. Ich habe aber hier ein gutes Gespür dafür, nicht in den größten Rummel zu kommen. Es galt nun erstmal sicher bis zur ersten Wendeboje zu kommen, das war allerdings gefühlt schon wirklich weit. Im Wasser habe ich selten ein Gefühl für die Zeit pro 100 Meter, im Training schwimme ich dieses immer in Etappen. Deswegen gibt man einfach Gas und hofft, sich nicht voll zu verausgaben. Auf dem Hinweg schwammen wir mit dem Strom, auf dem Rückweg sollte man also etwas mehr Kraft benötigten. Im Vorfeld hatte ich mit einer Verbesserung meiner Schwimmzeit spekuliert, auch wenn ich bei weitem nicht so viele Schwimmkilomeer in der Vorbereitung absolvierte, wie noch 2016.

Daraus wurde an diesem Tag nichts. Meine Schwimmzeit war an diesem Tag nicht gut, ich tat mich ungewöhnlich schwer. 01:13:53, das war beim Blick auf die Uhr schon ein kleiner Schock. Doch, jetzt war es wichtig das direkt abzuhaken. Das Schwimmen war vorbei und das konnte ich an diesem Tag auch nicht verbessern. Eine gute Zeit erreicht man auch nicht mit einer grandiosen Schwimmzeit. Mund abwischen, rein in die Wechselzone. Beutel schnappen, umziehen, Rad greifen, rauslaufen, aufsitzen und den Fokus neu legen. 3,8 Kilometer hatte ich nun bereits absolviert.

180 km Bike

Gar nicht so einfach. Denn man denkt automatisch nach, was schief gelaufen war. Hatte man wirklich eine gute Linie oder wo hat man genau diese 5 Minuten liegen gelassen? Gerade bei den nun folgenden 180 km beim Radfahren hat man nun sehr viel Zeit zum nachdenken. In der ersten Hälfte versuchte ich mich also nun also vom Schwimmen abzulenken. Auf der zweiten versuchte ich mich dann nicht verrückt machen zu lassen, dass gleich noch ein Marathon folgte. Vorteil in diesem Jahr natürlich, dass ich die Abfolge und auch die Distanzen kannte und auch wusste, was am Ende noch auf mich warten müsste. Der zweite IRONMAN ist daher gerade mental dann doch etwas einfacher, genauso wie es eben auch beim Halb- oder Marathon ist. Man kennt die Strecke.

Die Strecke an sich in Maastricht kannte ich natürlich nicht. Ich lerne sie kennen, denn auch bei dieser Location hatte ich auch wieder zwei Runden a 90 km zu absolvieren. Im Vorfeld hatte ich versucht ein paar Informationen darüber zu finden, ein paar Erfahrungsberichte konnte ich dabei finden. Der Belag der Strecke ist alles in allem sehr gut und man muss nicht groß Angst vor Schlaglöchern oder Schotter haben. Allerdings gibt es gerade im Start / Zielbereich einen relativ langen Teil mit Pflastersteinen. Die auf der einen Seite echt weh tun und auch dem Bike sicherlich nicht so gut tun. Man versucht den Hintern etwas nach oben zu strecken. Die zweite Runde ist auch hier mental wieder einfacher. Die letzte Runde, jeder Meter geht jetzt also direkt ins Ziel.

Ich habe gerade auch auf den langen Streckenabschnitten am Wasser entlang versucht, diese schöne Aussicht zu genießen. Ein paar Sorgen hatte ich, dass ich durch das Bikefitting doch mehr Probleme mit dem Rücken bekommen könnte, aber diese Sorgen waren unbegründet. Es lief super und die Position auf dem Auflieger haben die vollen 180 Kilometer sehr gut funktioniert. Selbstverständlich wieder ab ca. 150 Kilometer auch alles schwerer. Die Beine werden schwer und die Speicher leerer. Meine Verpflegung habe ich in diesem Jahr aber auf jeden Fall stark verbessern können und ich aß auch unterwegs sehr viel und gut. Mit dem Magen hatte ich zu keiner Zeit Probleme. Nun war der Marathon präsent, gerade auf den letzten Metern bis zum Ziel, versucht man hier im Kopf bereits den Schalter umzulegen.

An diesem Tag konnte ich mich auf dem Bike zeitlich leider auch nicht verbessern. Mit 05:58:46 rollte ich aber mit meinem Minimalziel unter 6 Stunden in die Wechselzone, um jetzt beim Marathon auf meine verbesserte Vorbereitung zu zählen. Darauf hatte ich an diesem Tag richtig Lust, auch wenn die Sonne mittlerweile richtig ballerte und sicherlich ab 30 Kilometer richtig an mir zeeren würde. Ich wusste aber um meine Stärken in diesem Jahr und machte mir daher keine Sorgen, dass ich auch dort mein Minimalziel von unter 4 Stunden erreichen sollte.

42,195 km Run

Auch der zweite Wechsel lief problemlos und ich fand meine Sachen schnell. Morgens laufe ich die Strecke aus beiden Richtungen immer wieder ab, sodass ich mir den Weg dann richtig eingeprägt hatte. Zudem geht's beim Wechsel ins Laufen auch schneller, Helm runter und Schuhe gewechselt, weiter geht's. Bereits die ersten Meter aus der Zone ging es etwas hoch und ich bemerkte direkt, meinen Beinen ging es sehr gut. Nicht, dass ich mich auf dem Bike extra geschont hätte, aber das Training verlief hier einfach wesentlich besser. In der ersten Runde wollte ich mir zudem erstmal alles anschauen, einprägen und mir mit den Versorgungsstellen eine richtige Strategie zurecht legen. Meinen Vater sah ich noch kurz, als ich vom Rad stieg. Meine Mum und Schwester hatten sich direkt beim Auslauf der Wechselzone positioniert, damit sie mich mit einem Push auf den Marathon schicken konnten.

Was für ein unglaublich tolles Gefühl. Jetzt konnte mir nichts mehr passieren, denn ich wusste genau, dass sie nun immer wieder verteilt an der Laufstrecke zu finden waren. Ich wusste nie ganz genau wo, aber bei den 4x 10km Runden war es für die Zuschauer sehr einfach, ihre Lieben öfters zu sehen und immer wieder voran zu treiben. Meine Schwester hatte sich auch extra ein Ironman T-Shirt gekauft und eine kleine Kuhglocke, damit ich sie auf keinen Fall verpassen konnte. In der ersten Runde wollte ich ca. 05:15 min/km angehen, um hinten raus noch Kräfte zu haben und eventuell auch nochmal anziehen zu können. Natürlich waren die Emotionen wieder so hoch, dass es ein wenig schneller wurde. Die Verpflegung klappte aber auch beim Laufen wunderbar, sodass ich bei jeder Stelle etwas zum Trinken, einen Becher für den Kopf und auch was zu Essen griff. Ein Riegel hier. Ein Gel dort. Abwechselung, damit der Magen immer etwas zu arbeiten hatte.

Mental sind diese Runden insgesamt etwas schwerer. Ich hatte dabei allerdings noch nie Probleme. Wer beim Rodgau 50km Ultramarathon diesen mit 5km Runden gelaufen ist, kann ohnehin nichts mehr erschüttern. Dennoch schaute ich direkt in der ersten Runde immer wieder auf die Arme der anderen, einige hatten hier schon ihre erste Runde absolviert und trugen das erste Bändchen. Da war ich zu diesem Zeitpunkt schon etwas neidisch. Ich entschied mich, dennoch weiter zu laufen und mir auch meine Bändchen zu verdienen. Als es endlich so weit war, war ich im ersten Moment auch wirklich erleichtert, denn die Strecke war insgesamt einfach und nur durch einen kleinen - wenn auch sehr steilen Anstieg - geprägt. Im nächsten Moment dachte ich dann darüber nach, dass ich nun gerade mal 10 km absolviert hatte und noch 3 Bändchen folgen sollten. Ja, da waren sie wieder, das Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern.

Ich blieb locker, setzt einen Schritt nach dem anderen. Vollkommen in meinem Rhythmus und auch zeitlich war ich sehr zufrieden. Alles im Soll, wenngleich auch noch ein ganzes Stück bis zum ersehnten zweiten Zieleinlauf auf der Langdistanz vergehen sollten. Auch die Sonne und die damit verbundene Wärme wurden jetzt stärker. Immer wieder kühlten uns die Zuschauer an den Straßen mit Schläuchen aus Ihrem Garten oder Schwämmen mit kaltem Wasser ab. Ich genoss jeden einzelnen davon und wollte nicht natürlich nicht überhitzen. Als ich die schwerste alle Runen anging, nämlich die dritte, wurde ich automatisch etwas langsamer. In dieser Runde, auch wenn ich es mir vorgenommen hatte, musste ich beim Anstieg auch das erste mal ein kleines Stückchen gehen. Dennoch lief ich direkt danach wieder an, damit auch der Kopf kein Argument für weitere Gehpausen hatte.

Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, aber meine Familie habe ich unterdessen 8-10 Mal verteilt an der Strecke gesehen. Eine tolles Motivation, die mich immer wieder aus einem kleinen Loch zog und mir wieder ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.Die schönste Begegnung hatte ich allerdings mir Ihnen, als ich mich auf die letzte Runde aufmachte. Ich rief ihnen zu: "Bis gleich im Ziel". Wie mir meine Mum später berichtete, dauerte diese für sie unendlich lange. Immer wieder versuchten sie mich auf dem Ticket zu verfolgen und zu erahnen, wo ich mich auf der Strecke befand und wann ich denn die letzte Kurve in Richtung Ziel abbiegen würde. Mir ging es auf der Strecke indes nicht mehr ganz so gut, aber ich lief noch. Zeitlich sollte ich ebenfalls meine Zeit von Roth knacken können, so dass insgesamt eine Zeitverbesserung bei der Langdistanz möglich war. Jetzt nur nicht einbrechen. Gefühlt verabschiedete ich mich von jedem Zuschauer und jedem Supporter an der Strecke, welche mich bereits 4 Runden anfeuerten und nach vorne peitschten. Als ich mein viertes Bändchen bekam, war das bereits schon sehr emotional und ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Jetzt schaute ich mich wieder um und sah Teilnehmer gerade aus der Wechselzone laufen. Ohne ein Bändchen. Schon sehr hart.

Die nächste emotionale Überraschung wartete dann kurz von dem Ziel auf mich. Susi und Sascha machten sich auf den langen Weg nach Maastricht, um mit mir zu feiern. Als ich die beiden in der letzten Kurve entdeckte, konnte ich es kaum fassen. Beide schrien und neben den vielen anderen Menschen an der Seite, waren sie natürlich am lautesten. Anhalten ging leider nicht, so winkte ich kurz, um mich dann meinem Zieleinlauf hingeben zu können. Bereits auf den ersten Metern am Morgen, hatte ich mich auf diesen Moment gefreut. Doch was hätte alles passieren können. Vom einem Defekt bis zu einem Einbruch oder Verletzung. Alles also sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Und so brach es auch an diesem Tag wieder komplett aus mir heraus, denn der Druck fällt von jetzt auf gleich ab. Die lange Zeit der Vorbereitung, die auf uns abs während dem Training, die Anpassung die Wochen und Tage zuvor und dann der lange Weg am Wettkampftag. Alles vorbei, geschafft.

Fazit

Als ich 2016 meine erste Langdistanz erreicht hatte, ging ein Lebenstraum in Erfüllung. Als ich in Maastricht meine zweite Langdistanz absolviert hatte, wusste ich, dass ich mich immer wieder motivieren und auf solch ein Event fokussieren kann. Das zeigt mir, dass ich es immer wieder schaffen kann, wenn der Kopf mit macht, auch wenn ein Jahr noch so schwer ist. Der Triathlon ist für mich einfach eines der schönste Dinge, die man sportlich machen kann. Auch wenn die Vorbereitung lang und hart ist, die Abwechslung zwischen den Sportarten, die ich alle drei wirklich liebe, ist einfach nicht zu toppen. Ich habe viel ausprobiert und werde sicherlich auch noch viele neue Sachen ausprobieren, aber der Triathlon bleibt meine ganz große Liebe. Auch heute weiß ich, dass auch der zweite Ironman nicht mein letzte sein wird. Bereits jetzt weiß ich, dass ich im Jahr 2019 beim IRONMAN Austria am Start sein werde. An diesem Tag werde ich dann wieder versuchen, mit zu verbessern und weiterhin so viel Spaß daran zu haben!

Sehr erfreulich für mich war dieses Jahr natürlich, dass ich mich bereits mit ein paar Veränderungen in der Vorbereitung zeitlich verbessern konnte. Auch wenn es zeitlich für mich nicht für eine Zeit unter 11 Stunden an diesem Tag gereicht hat, fühlt sich das schon sehr gut an, seine Leistung Stück für Stück verbessern zu können. Denn man wird ja schließlich nicht jünger, sondern Jahr für Jahr immer etwas älter.

Challenge Roth 2016: 11:16:54 h
IRONMAN Maastricht 2018: 11:10:20 h

Das alles wäre selbstverständlich nicht möglich, wenn es in meinem Leben nicht Menschen geben würde, die mich immer wieder aufbauen, wenn es gerade mal nicht so gut in meinem Leben läuft, und auch an diesen besonderen Tagen an meiner Seite sind, um mich kräftig zu unterstützen. Auch wenn das meine Leidenschaft ist, so ist gerade meine Familie immer die treibende und aufbauende Kraft im Rücken. Auch die Menschen, welche ich über die vielen Jahre über den Sport kennen gelernt habe, sind aus meinem Leben nicht mehr weg zu denken. Auch wenn ich Susi und Sascha nicht so oft sehen kann, an diesem Tag war ihr Besuch etwas ganz besonderes für mich! Aber auch an alle anderen, welche mich zu Hause oder unterwegs vor dem Rechner live angefeuert und begleitet haben.

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